Rathaus Heiligenhaus 1923 – 2023

100 Jahre Rathaus Heiligenhaus

Der Vorgängerbau des heutigen Rathauses, entstanden 1885, diente zunächst als evangelische Schule
„Am Denkmal“. Seit der Selbständigkeit der Gemeinde Heiligenhaus (1. April 1897) wurde das Schulgebäude auch als Rathaus genutzt. Nach dem Umbau des Rathauses, verbunden mit seiner Erweiterung, erhielt das Rathaus 1923 sein heutiges Aussehen. In den Räumen des Rathauses waren nunmehr neben der Gemeindeverwaltung auch die Polizei und ein Teil der Berufsschule untergebracht, bis 1935 auch die Gemeindesparkasse. Im Rathaus befand sich außerdem die Wohnung des Bürgermeisters und in den Kellerräumen gibt es noch heute ein Zimmer, das einst als Arrestzelle diente. 

1934 änderte der Rathaussitzungssaal dem damaligen nationalsozialistischen Zeitgeist entsprechend sein Aussehen. 1941 wurde der  Sitzungssaal noch einmal umgebaut. 1964 zog die Berufsschule aus dem Rathaus aus. 1966 folgte die Polizei. 

Der zwischen 1988 und 1990 errichtete Erweiterungsbau des Rathauses vergrößerte das Verwaltungsgebäude erheblich; viele der in diversen Außenstellen und Nebengebäuden untergebrachten Dienststellen konnten nun auch wieder im Rathaus untergebracht werden.. Während der Fassadenrenovierung im Jahre 2006 am Rathausaltbau wurden Fenster erneuert und die Schlingpflanzen entfernt. Ein neuer Anstrich ließ den alten Teil des Rathauses außerdem in hellem Glanz erscheinen.
 

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Die Geschichte der Stadt Heiligenhaus

Anfänge der Besiedlung
Ausschlaggebend für die Siedlungsentwicklung im Raum Heiligenhaus war das nahe Kloster Werden (gegr. 796). Von ihm aus wurde der Raum entlang der Ruhr nach und nach wirtschaftlich erschlossen, in unserem Raum durch die „villae“ in Oefte, Laupendahl und Hetterscheidt („Abtsküche“). Letztere wurde dem Kloster Werden im Jahre 847 geschenkt.
Der geografische Kern, aus dem das spätere und heute vorhandene, städtische Heiligenhaus entstand, entwickelte sich erst sehr viel später. Eine Überlieferung darüber gibt es jedoch nicht. Die Geschichte des eigentlichen Stadtkerns ist also deutlich jünger als diejenige der umliegenden, ländlichen Ansiedlungen wie der Abtsküche.

Hubertuskapelle

Ursprung und geografischer Kern der eigentlichen Stadt Heiligenhaus sowie wahrscheinlich ihr Namensgeber war eine Kapelle, die erst Mitte des 15. Jahrhunderts ungefähr an der Stelle errichtet wurde, wo sich heute der Kirchplatz befindet. Dort erinnert eine in den Boden eingelassene Bronzeplatte an die Anfänge der Stadt. Nicht geklärt ist, ob sich an gleichem Ort schon vor dem Bau dieser Kapelle ein Heiligenhäuschen befand; dies wird aufgrund der Tatsache vermutet, dass die Kapelle bis zum ihrem Abriss im Jahre 1823 stets "Kapelle am Heiligenhaus" genannt wurde. Möglicherweise handelte es sich bei diesem „Heiligenhäuschen“ um eine Werdener Gründung zur Festigung der christlichen Glaubensgemeinschaft in dem schwach besiedelten Gebiet.

Bauherr der Hubertuskapelle war im 15. Jahrhundert der Herzog Gerhard II. von Berg, der von Schloss Burg im heutigen Solingen aus das nach seiner Familie benannte „Bergische Land“ regierte. Das heutige Heiligenhauser Stadtgebiet markierte die Grenze zwischen seinem Territorium und demjenigen des Klosters Werden. Die Errichtung der Kapelle war also Affront und Bekräftigung seines Machtanspruches zugleich: Der Bau ausgerechnet eines Gotteshauses sollte gegenüber dem christlichen Kloster eine klare Botschaft aussprechen.

Ursprünge der städtebaulichen Struktur

Außerdem ließ der Herzog vom Berg im 14. und 15. Jahrhundert eine so genannte "Landwehr" anlegen, deren Verlauf sich mit demjenigen der heutigen Hauptstraße deckte. Sie wird 1458 erstmals in Verbindung mit dem "Hilghen Huße" erwähnt. Die Landwehr war eine Art Grenzbefestigung, bis zu 25 Meter breit und bestand aus einem Wall, zwei Gräben und Verhauen sowie einer Hecke als "lebendem" Zaun. Auch wenn sie militärisch sicherlich von geringem Wert war, so eignete sie sich dennoch sehr gut dazu, um von Passierwilligen an entsprechenden Durchlässen Zölle zu kassieren.

Im 16. Jahrhundert stellte die Bergische Verwaltung erstmals Überlegungen an, ob man nicht entlang dieser Landwehr gegen entsprechende Zinszahlung Handwerker ansiedeln sollte. Das Konzept ging nach und nach auf: Zwischen 1704 und 1793 wurden im hiesigen Bereich an insgesamt 45 Bewerber Grundstücke entlang der Landwehr im Wege der Erbpacht vergeben. Nach 1815 gingen diese Parzellen in das Eigentum der Bewohner über. Zeitgleich bemühten sich die bereits ansässigen Landwirte um Flächen an der Landwehr, um ihren Besitz abzurunden oder auch nur um Neusiedler fernzuhalten.

Da die Landwehr im Heiligenhauser Bereich stellenweise nur ca. neun Meter breit war, entstand auf diese Weise eine städtebauliche Struktur, die die Stadt bis in die Gegenwart prägt. Entlang der heutigen Hauptstraße entwickelte sich ein lang gezogenes Straßendorf, zwischen dessen länglichen, schmalen Parzellen (bei der Hubertuskapelle ursprünglich z.B. nur je rund 200 Quadratmeter groß) zunächst für lange Zeit große Baulücken klafften: Ein Dorf lang wie eine Buxennaht ("Hosennaht"), wie ein alter Vers über Heiligenhaus berichtet. In die Breite, d.h. nach Norden und nach Süden, wuchs die Stadt erst nach dem Zweiten Weltkrieg.

Verwaltung und Kirchen

Obwohl Heiligenhaus verwaltungsseits zum Bergischen Amt Angermund gehörte, war die Abtei Werden, die auch die Zehntrechte besaß, der mit Abstand größte Grundeigentümer innerhalb des heutigen Stadtgebiets. Diese Gemengelage zwischen Bergischer Landesherrschaft und Werdener Grundherrschaft führte mehrfach zu Konflikten, insbesondere bei der Besteuerung der einzelnen Hofleute.

1560 drang die Reformation – zunächst in lutherscher Ausprägung – nach Heiligenhaus vor. Fast die gesamte Bevölkerung trat zum Protestantismus über. Die kleinen Verwaltungseinheiten auf dem Gebiet des heutigen Heiligenhaus, sog. "Honschaften" (Oefte, Tüschen, Hetterscheidt, Isenbügel, Hasselbeck, Leubeck), gehörten fortan zu Pfarreien in Velbert, Werden, Kettwig/ Mintard und Homberg. Katholische Seelsorge fand in Heiligenhaus erst wieder ab 1859 statt, als das Kapellenrektorat St. Suitbertus gebildet wurde.

Schloss und Beschlag

Im Mittelalter basierte das Wirtschaftsleben bekanntermaßen fast ausschließlich auf der Landwirtschaft. Das Handwerk blieb auch im 15. und 16. Jahrhundert durch den Einfluss der von ihm begründeten Zünfte grundsätzlich auf größere Städte beschränkt. Allerdings war das Zunftwesen im Bergischen Land nur schwach entwickelt, so dass handwerklicher Betätigung z.B. auch im Heiligenhauser Raum nur wenige Hindernisse entgegenstanden.

Einen ersten Hinweis, dass die Menschen im hiesigen Gebiet nicht mehr ausschließlich vom Ackerbau lebten, gibt eine Steuerliste aus dem Jahre 1604, nach der vier der 23 Steuerpflichtigen in Isenbügel das Schmiedehandwerk ausübten. Man darf vermuten, dass die Tätigkeit dieser Schmiede weit über die lokale Nachfrage hinausging, die höchstens einen von ihnen hätte ernähren können. Wahrscheinlich wurden also schon zu jener Zeit Schlösser, Werkzeuge und sonstige Kleineisenteile für die weitere Umgegend gefertigt.

Doch hatten die Menschen nicht aus völlig freien Zügen der Landwirtschaft den Rücken gekehrt. Bereits im 16. und 17. Jahrhundert waren Ländereien von den größeren Höfen abgespalten worden, um nachgeborene Söhne mit eigenen "Kotten" (kleine Häuser) auszustatten. Doch auch mit dieser Maßnahme reichte der Boden alleine auf Dauer zum Broterwerb für die steigende Bevölkerung nicht mehr aus. Der hiesige karge Boden bot jedoch keine optimalen Bedingungen für die damalige Landwirtschaft. Auch die Ansiedlung entlang der Landwehr schuf eine Bevölkerungsgruppe ohne nennenswerten Landbesitz.

All diese Menschen waren auf einen Zusatzverdienst angewiesen, um sich dauerhaft zu ernähren. Fortan erscheinen daher auf den Steuerlisten neben den Namen besondere Berufsbezeichnungen, so z.B. in einer Liste aus dem Jahre 1739/40 schon bei 124 der 232 erfassten Steuerzahler. Die Berufe spiegeln die späteren Kernbranchen der hiesigen Industrie, also die Felder Metall, insbesondere Schloss und Beschlag, wider. Ausgerechnet die Bewohner des Dorfes förderten demnach aufgrund ihrer schwierigen Lebensverhältnisse die wirtschaftliche Entwicklung von Heiligenhaus, die bis dahin ausschließlich landwirtschaftlich geprägt war.

Doch auch der Bergbau (Kalk und Bleierz) hatte in Heiligenhaus eine nicht zu verkennende Bedeutung, die sich im Stadtbild und in Straßennamen niedergeschlagen hat. Ende des 19. Jahrhunderts erreichte z.B. die Zeche "Thalburg" eine Förderung von 60 Tonnen Bleierz pro Woche.

Der Weg in die Eigenständigkeit

Ab 1808 gehörten das Dorf Heiligenhaus und die hiesigen Honschaften zur Mairie (frz., "Bürgermeisterei") Velbert, die unter napoleonischer Herrschaft geschaffen wurde. Diese Entscheidung war nicht unproblematisch, da mit Velbert und Heiligenhaus zwei damals fast gleich große Dörfer zusammengefasst worden waren, die beide über eine eigene, stabile Kirchen- und Schulversorgung verfügten. Im Jahre 1816 z. B. zählte Velbert 609 Einwohner, Heiligenhaus immerhin 552 Einwohner. Mit der Entscheidung war dennoch Velbert die Führungsrolle zugewiesen worden, was sich in der Besetzung der Direktorenschaft und des Munizipalrats der Mairie fortsetzte.

Offene Konflikte gab es zunächst nicht, weder politisch noch konfessionell. Allerdings waren beide Dörfer auf völlig unterschiedliche Nachbargemeinden ausgerichtet. Während Velbert gute Verbindungen Richtung Elberfeld und Werden unterhielt, bestanden solche für Heiligenhaus vorwiegend zu Ratingen und Düsseldorf. Dies provozierte erste Auseinandersetzungen, als über den Ausbau des Straßen- und Wegenetzes und dessen Finanzierung entschieden werden musste. Nachdem sich das Dorf Velbert einer Beteiligung am Straßenbau Richtung Ratingen verweigert hatte, taten es ihm die Honschaften Hasselbeck und Leubeck bezüglich des Kohlenweges von Solingen über Velbert nach Werden gleich.

Die erste echte Zerreißprobe folgte auf eine Stadtverordnetenversammlung im Jahre 1859, die mit neun gegen acht Stimmen entschied, neben dem allgemeinen Haushalt der Gesamtgemeinde den Velberter Spezialetat bestehen zu lassen. Dieser Beschluss kam vor allem den anderen Honschaften zugute, weil der Velberter Spezialetat aufgrund des dortigen Rathausbaus völlig überschuldet war. Der daraufhin gestellte Antrag der Velberter, aus dem Verbund der Bürgermeisterei auszuscheiden und selbständig zu werden, wurde jedoch im Juni 1861 durch den Oberpräsidenten der Rheinprovinz nach langem Ringen abgelehnt. Wahrscheinlich zur Beruhigung der Verhältnisse wurden in der Folgezeit regelmäßige Sprechstunden der Bürgermeister in Heiligenhaus abgehalten.

Zu einem weiteren, ernsthaften Trennungsversuch kam es im Jahre 1881, als eine durch Bürgermeister Thomas eingesetzte Kommission der Stadtverordnetenversammlung den Vorschlag unterbreitete, die Bürgermeisterei Velbert in zwei Teile aufzuteilen: Einerseits in den Ort Velbert mit den Honschaften Velbert und Krehwinkel und andererseits das Dorf Heiligenhaus mit allen übrigen Honschaften.

Landgemeinde Heiligenhaus

Auch wenn der Trennungsvorschlag im Laufe der Jahre zunächst immer wieder bei Abstimmungen in der Stadtverordnetenversammlung unterlag, so wurde er im Jahre 1897 schließlich doch noch Realität. Nach einem entsprechenden Beschluss genehmigte der Regierungspräsident mit Wirkung vom 01.04.1897 die Trennung von der Stadtgemeinde Velbert und die Bildung einer "Landgemeinde mit dem Namen Heiligenhaus", die das ehemalige "Dorf Heiligenhaus und die Honschaften Oefte, Tüschen, Hetterscheidt, Leubeck, Hasselbeck und Isenbügel" umfasste. Die neu gebildete Gemeinde hatte zu diesem Zeitpunkt 5.368 Einwohner.

Erster Bürgermeister wurde Paul Freund, der über den Ersten Weltkrieg hinweg bis 1921 im Amt blieb. Ihm oblag der angesichts der neuen Eigenständigkeit der Gemeinde der Aufbau eines funktionstüchtigen Gemeinwesens mit Verwaltung, eigener Energie- und Wasserversorgung und verbesserter Verkehrsanbindung.

Zurückhaltender Aufstieg

Bis zum Ende des Zweiten Weltkriegs entwickelte sich Heiligenhaus nur langsam, woran auch der im Jahre 1926 nach 13 Jahren Bauzeit fertig gestellte Reichsbahnanschluss Richtung Velbert bzw. Kettwig nicht viel zu ändern vermochte. Die Bevölkerungszahl wuchs zwar kontinuierlich, aber langsam. Nach dem Kriegsende im Jahre 1945 verzeichnete Heiligenhaus 10.495 Einwohner. Wirtschaftlich dominierte wie eh und je die Schloss- und Beschlagindustrie. Die Zahl der Beschäftigten in Heiligenhaus stieg von 500 im Jahre 1897 auf 2.500 im Jahre 1923; zu Kriegsbeginn arbeiteten immerhin 4.800 Menschen in den Heiligenhauser Betrieben.

Wachstum und Aufstieg

Nach dem Krieg kam es zu einem deutlichen wirtschaftlichen Erstarken der Gemeinde. Die in Heiligenhaus produzierten Schlösser und Beschläge waren beim handwerklichen Wiederaufbau Deutschlands überaus gefragt und bescherten der Branche bis Anfang der 1970er Jahre einen nie gekannten Aufstieg. Dazu trug auch die erstarkende Automobilindustrie mit ihrer Nachfrage nach Schlössern bei. Außerdem siedelte sich im Jahre 1946 die Allgemeine Elektrizitäts Gesellschaft (AEG) in Heiligenhaus an. In den Jahren 1950- 52 errichtete der Konzern am Höseler Platz ein großes Zweigwerk zur Herstellung von Mess- und Regeltechnik, das über lange Zeit hinweg mit rund 2.000 Beschäftigten der größte Arbeitgeber in Heiligenhaus war.

Neben allgemeinen Faktoren trug auch diese industrielle Entwicklung dazu bei, dass ab Kriegsende viele Vertriebene und Flüchtlinge nach Heiligenhaus strömten. Die Einwohnerzahl stieg sprunghaft an: Von 10.495 bei Kriegsende über 15.034 im Jahre 1953 auf 25.028 Einwohner im Jahre 1964. Für die neuen Bürgerinnen und Bürger, die zunächst in ärmlichsten Verhältnissen mit "Volksküchen" und "Wärmestuben" lebten, musste Wohnraum geschaffen werden. Mit der Wassermangel entstand von 1950 bis 1957 ein so genanntes "Flüchtlings- Bundesdorf", ergänzt um Mietwohnungen und Eigenheime; 1954 bis 1964 wurde in drei Bauabschnitten der Nonnenbruch auf 31 Hektar Fläche entwickelt; ab Herbst 1962 wurde auf 24 Hektar Ackerland das Wohngebiet Unterilp erschlossen, bevor von 1968 bis 1972 die Oberilp gebaut wurde; zeitlich schloss sich unmittelbar die Wohnanlage Hanholz rund um die Bleibergstraße an, die 1975 eingeweiht wurde. Ab 1977 folgte schließlich das Wohngebiet Heide.

Industriestadt im Grünen

Die kommunale Neugliederung in Nordrhein- Westfalen, die im Jahre 1975 durchgeführt wurde, stellte im Vorfeld auch die Eigenständigkeit der Stadt Heiligenhaus in Frage. Der Velberter Bürgermeister Hans-Otto Bäumer hatte schon 1964 die Idee einer Großstadt Niederberg, bestehend aus Velbert, Heiligenhaus, Langenberg, Neviges und Wülfrath ins Gespräch gebracht. Doch hatte Heiligenhaus bis dahin eine umfangreiche städtische Infrastruktur entwickelt, die seine Selbständigkeit bewahrte: Anfang der 1970er Jahre galten neben neuen Grundschulen vor allem das aus der ganzen Umgegend frequentierte Hallen- und Freibad, das 1968 gegründete Gymnasium und das Jugendfreizeitheim als kommunale Aushängeschilder in der Diskussion um Eingemeindungen.

In den 1990er Jahren sorgte neben dem Niedergang des früheren AEG- Werkes (im Laufe seiner Geschichte nach und nach zugehörig zu den Konzernen Hartmann & Braun, Mannesmann, Elsag Baley und ABB) vor allem auch eine ungesicherte abwassertechnische Erschließung des Heiligenhauser Nordens für einen jahrelangen städtebaulichen Stillstand. Viele Menschen, darunter vor allem junge Familien, wanderten auf der Suche nach geeignetem Bauland in die nahe Umgegend ab. Der seit dem Ende der 1960er Jahre in der Diskussion befindliche Bau der Autobahn BAB 44 scheiterte ebenfalls in den 1990er Jahren vor den Verwaltungsgerichten. Daher sorgt die erhebliche Verkehrsfrequenz auf der Hauptstraße als zentraler Einkaufsstraße weiterhin für ein unglückliches Innenstadtklima.

Die Stadt Heiligenhaus verfolgt seit der Lösung der abwassertechnischen Erschließung eine kontinuierliche und bedarfsgerechte Baulandausweisung. Von 2005 bis 2011 wurde eine innerstädtische Umgehungsstraße („Westfalenstraße“) gebaut, die für eine deutliche Verkehrsentlastung des Einkaufsbereichs auf der Hauptstraße sorgt. Letztere wurde nach Freigabe der Westfalenstraße auf eine Fahrspur zurückgebaut, so dass Fußgängern und Radfahrern sowie den ansässigen Einzelhändlern endlich mehr Raum und Ruhe zukommen. Mit dem Bau des Basildonplatzes wurde ein zentraler Multifunktionsplatz mitten im Stadtzentrum geschaffen. Weiterhin befindet sich seit 2010 – und nach rund 40-jähriger Planungsphase – die A 44 von Ratingen-Ost über Heiligenhaus nach Velbert im Bau.

Eine weitere städtebauliche Chance für die Innenstadt liegt in dem Umzug der Fa. Kiekert von der Kettwiger Straße an den Höseler Platz. Dadurch wurden im Jahre 2006 rund 5,5 Hektar Fläche in der unmittelbaren Innenstadt frei, die neu vermarktet wurden. Neben einem Einkaufszentrum mit etwas Einzelhandel und dem Hefelmannpark entstand dort vor allem der Standort für die Außenstelle der Fachhochschule Bochum, die sich im Jahre 2009 in der „Schlüsselregion“ Velbert.Heiligenhaus angesiedelt hat. Heiligenhaus und seine Innenstadt bekam damit ein modernes und studentisches Flair.

Letztlich bauten die Städte Heiligenhaus und Velbert sowie der Kreis Mettmann von 2009 bis 2011 gemeinsam am PanoramaRadweg niederbergbahn, der auf der Trasse der ehemaligen Bahnstrecke von Essen-Kettwig bis nach Wülfrath verläuft. Nach der Eröffnung im Juni 2011 stehen Radfahrern, Fußgängern, Inliner-Fahrern und Joggern rund 22km eines nahezu steigungslosen Asphaltwegs zur Verfügung. Er vernetzt die gesamte Region und macht das niederbergische Land trotz seiner Hügellandschaft zum Fahrradland für Kurz- oder Langstrecken.