Industriestadt im Grünen
Die kommunale Neugliederung in Nordrhein- Westfalen, die im Jahre 1975 durchgeführt wurde, stellte im Vorfeld auch die Eigenständigkeit der Stadt Heiligenhaus in Frage. Der Velberter Bürgermeister Hans-Otto Bäumer hatte schon 1964 die Idee einer Großstadt Niederberg, bestehend aus Velbert, Heiligenhaus, Langenberg, Neviges und Wülfrath ins Gespräch gebracht. Doch hatte Heiligenhaus bis dahin eine umfangreiche städtische Infrastruktur entwickelt, die seine Selbständigkeit bewahrte: Anfang der 1970er Jahre galten neben neuen Grundschulen vor allem das aus der ganzen Umgegend frequentierte Hallen- und Freibad, das 1968 gegründete Gymnasium und das Jugendfreizeitheim als kommunale Aushängeschilder in der Diskussion um Eingemeindungen.
In den 1990er Jahren sorgte neben dem Niedergang des früheren AEG- Werkes (im Laufe seiner Geschichte nach und nach zugehörig zu den Konzernen Hartmann & Braun, Mannesmann, Elsag Baley und ABB) vor allem auch eine ungesicherte abwassertechnische Erschließung des Heiligenhauser Nordens für einen jahrelangen städtebaulichen Stillstand. Viele Menschen, darunter vor allem junge Familien, wanderten auf der Suche nach geeignetem Bauland in die nahe Umgegend ab. Der seit dem Ende der 1960er Jahre in der Diskussion befindliche Bau der Autobahn BAB 44 scheiterte ebenfalls in den 1990er Jahren vor den Verwaltungsgerichten. Daher sorgt die erhebliche Verkehrsfrequenz auf der Hauptstraße als zentraler Einkaufsstraße weiterhin für ein unglückliches Innenstadtklima.
Die Stadt Heiligenhaus verfolgt seit der Lösung der abwassertechnischen Erschließung eine kontinuierliche und bedarfsgerechte Baulandausweisung. Von 2005 bis 2011 wurde eine innerstädtische Umgehungsstraße („Westfalenstraße“) gebaut, die für eine deutliche Verkehrsentlastung des Einkaufsbereichs auf der Hauptstraße sorgt. Letztere wurde nach Freigabe der Westfalenstraße auf eine Fahrspur zurückgebaut, so dass Fußgängern und Radfahrern sowie den ansässigen Einzelhändlern endlich mehr Raum und Ruhe zukommen. Mit dem Bau des Basildonplatzes wurde ein zentraler Multifunktionsplatz mitten im Stadtzentrum geschaffen. Weiterhin befindet sich seit 2010 – und nach rund 40-jähriger Planungsphase – die A 44 von Ratingen-Ost über Heiligenhaus nach Velbert im Bau.
Eine weitere städtebauliche Chance für die Innenstadt liegt in dem Umzug der Fa. Kiekert von der Kettwiger Straße an den Höseler Platz. Dadurch wurden im Jahre 2006 rund 5,5 Hektar Fläche in der unmittelbaren Innenstadt frei, die neu vermarktet wurden. Neben einem Einkaufszentrum mit etwas Einzelhandel und dem Hefelmannpark entstand dort vor allem der Standort für die Außenstelle der Fachhochschule Bochum, die sich im Jahre 2009 in der „Schlüsselregion“ Velbert.Heiligenhaus angesiedelt hat. Heiligenhaus und seine Innenstadt bekam damit ein modernes und studentisches Flair.
Letztlich bauten die Städte Heiligenhaus und Velbert sowie der Kreis Mettmann von 2009 bis 2011 gemeinsam am PanoramaRadweg niederbergbahn, der auf der Trasse der ehemaligen Bahnstrecke von Essen-Kettwig bis nach Wülfrath verläuft. Nach der Eröffnung im Juni 2011 stehen Radfahrern, Fußgängern, Inliner-Fahrern und Joggern rund 22km eines nahezu steigungslosen Asphaltwegs zur Verfügung. Er vernetzt die gesamte Region und macht das niederbergische Land trotz seiner Hügellandschaft zum Fahrradland für Kurz- oder Langstrecken.